Mittwoch, August 31, 2005

Sadistische Penetranz

Neulich erfuhr ich von einem Freund, dass ich ihm vor über zehn Jahren von "Moon Palace" von Paul Auster vorgeschwärmt habe, mit dem Aufhänger, "Das hast du eh wieder vergessen, wenn du das liest." und ich ihm quasi eine zentrale Stelle des Buchs vorgetragen habe, was er dann beim Lesen als geradezu traumatisch empfunden habe, weil er sich natürlich daran erinnerte. Er empfinde heute nicht nur den Teaser auf dem Buchrücken, sondern sogar die Genre-Einordnung eines noch nicht begonnenen Leseprojekts als bedrohlich für den späteren Lesegenuss. Diese Mitteilung wiederum empfinde ich als Aufforderung, ihn doch über den Inhalt und das Genre seiner Leseprojekte zu informieren. Aber keine Angst, es geht mir nicht darum, jemandem tatsächlich die Freude zu rauben, es ist nur die Macht, es in der Hand zu haben und mich letztlich jedoch als barmherzig zu erweisen.

Das Ding insgesamt

So gehässig und doch so elegant wie Neal Stephenson einen ehemaligen Freund eines der Protagonisten von "'Cryptonomicon" aus dessen Sicht beschreibt, könnte der Leser den Eindruck gewinnen, dass der Autor dabei eine Person aus seinem realen Leben vor Augen hatte:

"Später sollte er dann zu dem Schluss kommen, dass Andrews Leben bis in die kleinsten Verästelungen hinein merkwürdig gewesen war. Das heißt, man konnte jedes einzelne Teil davon genau unter die Lupe nehmen und würde feststellen, dass es genauso kompliziert und merkwürdig war wie das Ding insgesamt."

Misanthrop, durchaus, und sehr unterhaltsam.

Dienstag, August 30, 2005

Fata Morgana

"Ein unerbittlicher, eisiger Wind bläst uns entgegen. Seit Stunden befinden wir uns nun in dem schlimmsten Schneesturm, den ich je erlebt habe. Die Schlittenhunde haben sich - erschöpft und verängstigt - in einer Mulde zusammengekrochen. Nach nunmehr vier Wochen seit unserem Aufbruch in Thule erinnerte nichts mehr an das verspielte Wesen unserer vierbeinigen Weggefährten. Auch bei uns Menschen ist der anfängliche Enthusiasmus einer resignierten Demut gegenüber den Naturmächten gewichen. 'Unser Ziel ist es, eine der letzten Grenzen der Menschheit zu überschreiten.', hatte Pjotr voller Inbrunst bei den abschließenden Feierlichkeiten verlauten lassen. In der Tat verliefen die ersten Tage - von einer naturkundlichen Warte betrachtet - unerwartet erfolgreich, doch nun, da es nicht mehr so schnell voranging, äußerte einer der Jungs den Gedanken, dass unser werter Staatsdiener mit 'der letzten Grenze' die Grenze zum Jenseits für die Teilnehmer der Mission meinte.", denke ich, bevor mich in diesem Büro der Hitzeschlag trifft. Aber eigentlich ist es schön, dass es nochmal sommerlich wird.

Mittwoch, August 24, 2005

Gedanken zum Furkapass

So könnte ein moderner Alpen-Heimatsroman beginnen:

"Das Auto mit einer Fahrt über den Furkapass einzuweihen, kurz bevor zahlreiche Schweizer Bundesstraßen und Autobahnen wegen Überschwemmungen und Erdrutschgefahr gesperrt wurden, bei Sichtweite unter 50 Meter, einem entgegenkommenden schottischen Reisebus und direkt neben der Straße das milchige Weiß eines gähnenden Abgrunds zu wissen, bietet den Anlass, mich beeindruckt gegenüber der hiesigen Straßenbaupolitik zu zeigen, die ein 10.000-Einwohner-Städtchen wie Brig mit einer kostspieligen Bundesstraßen-Untertunnelung versehen, aber auf Leitplanken, wo sie psychologisch beruhigende Wirkung erzielen könnten, verzichten."

Fiktiv ist der entgegenkommende schottische Reisebus. In der Realität fuhren wir hinter einem her.

Freitag, August 19, 2005

Habbohotel

Da die Gorillaz hier auftreten, gehe ich mal hin, und ich sehe so aus wie auf obigem Bild.

Dienstag, August 16, 2005

Kreisverkehr mit Imbissbude

Noch eine der Konstanten dieses Universums: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Imbiss am S-Bahnhof geschlossen hat, ist proportional zu meiner Lust nach Trash-Food. Das Systematisieren meiner Alltagswahrnehmungen birgt einen leicht negativen Touch, so dass sich eine Wahrscheinlichkeit abnehmender Kommentare ableiten lässt. Im Übrigen: "Blog-Einträge" - wenn ich mich hier mal selbst zitieren darf - "über das Eintragen in Blogs sind im Übrigen per se als Datenmüllgenerierung grenzwertig." Das sich-selbst-zitieren um so mehr. Aber vielleicht hat der Imbiss inzwischen geöffnet. Ich geh mal gucken.

Montag, August 15, 2005

C ist die Verbindung

A) Der Sympathiewert von Gebrauchtwagenhändlern sinkt proportional zum Prestigewert des Gebäudes und zu der Ausstattung der Büroräumlichkeiten, ergo ein Container mit Schuttparkplatz ist einem großflächigen Verkaufsraum mit Showroom vorzuziehen. Trotz Currywurstbuden.

B) Beim Rundendrehen im Park festgestellt, dass die genauen Zeiten für mich nicht mehr motivierende Relevanz haben, da ich mich auch nicht mehr groß steigere. Doch die Zielsetzung bleibt trotzdem wichtig, also behalte ich die Stoppuhr, schicke aber Privatdetektiv Magnum und den Burgtroll in die Wüste, schönen Tag noch.

C) Die Lust nach Trash-Nahrung ist gewachsen, seit ich mit dem Laufen begonnen habe.

Dienstag, August 09, 2005

Gedanken zur Konzeptualisierung ohne erkennbare Ergebnisse

Blog-Einträge über das Eintragen in Blogs sind per se als Datenmüllgenerierung grenzwertig, aber auch aus dem Grund, künstlich eine Distanz schaffen zu wollen, mit der man versucht, sich über das alltägliche Bloggen hinwegzusetzen, quasi - meine Interpretation von - Metablogging. Sich jedoch darüber aufzuregen, ist ebenfalls fraglich. Ah, eine Endlosschleife.

Mitnichten. "Haben Sie etwas gegen Abflussverstopfung?" - diese Frage hat mich gestern durch zwei Läden hindurch verfolgt. Erst im Supermarkt, dann im Drogeriemarkt. Nur die Stimme, denn ich habe die Fragende nicht angesehen. Darüber zu schreiben, nenne ich jetzt mal Basisbloggen. Wieder ein Zeichen gesetzt.

Den Menschen, die Soundtracks kaufen, ohne die Bands wirklich zu kennen, habe ich es nun heimgezahlt: Indem ich den Soundtrack zu einem Film erwarb, den ich gar nicht gesehen habe, harhar.

Dem aufmerksamen Leser ist nicht entgangen, dass ich im ersten Abschnitt des Eintrags eine Verklammerung vermieden und Gedankenstriche benutzt habe. Ich versuche Klammern zu vermeiden, toleriere sie aber bei anderen (Der Spitzfindige wird mir sowieso die Benutzung zahlreicher Klammern vorhalten können.) Aber Durchstreichen von Wörtern dagegen finde ich sehr plakativ, zugleich misstrauisch gegenüber dem Denkvermögen des Lesenden. Genauso wie "Gänsefüßchen" mir zu wenig subtil ist. Dann lieber in Klammern folgendes dazuschreiben: ("Na? Checkt ihr diese Ironie?" *mit den Zeige- und Mittelfingern Gänsefüßchen in die Luft mal*)

Dienstag, August 02, 2005

Eine lohnende Investition

"Mein Name ist Cornelius. Herzlich willkommen auf unserem Planeten.", sollten der Satz sein, mit dem die rückkehrende Space Shuttle-Mannschaft empfangen wird. Natürlich sollten alle Beteiligten sich als Affen verkleiden und dabei feierlich, aber ernst dreinschauen. Einige Extramillionen sollte doch in dem NASA-Programm für so etwas rausspringen, oder nicht?

Inspiriert durch einen Beitrag in einem japanischen Internetforum.

Update: Natürlich hoffe ich, dass das Ding wieder heil runterkommt. Sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen.