Freitag, September 05, 2008

Ruinen

Hashima, eine unbewohnte Insel, 19 km von der Stadt Nagashima im Westen Japans gelegen. Die Insel hat sogar einen Eintrag im deutschsprachigen Wikipedia. Aufgrund des Kohlevorkommens lebten hier zeitweise über 5.000 Menschen, und erzeugten eine Bevökerungsdichte von über 80.000 Einwohnern pro Quadratkilometer. Seit 1974 ist die Insel verlassen, und heute ist der Zutritt für die Öffentlichkeit aufgrund der baufälligen Gebäude untersagt.

Im Gegensatz zu naturbelassenen Orten, die kaum ein Mensch bisher gesehen hat, geht von Orten, die von Menschen verlassen und wieder der Natur überlassen wurden, ein morbider Charme aus, der auch nicht vergleichbar ist mit dem einer Burgruine, die in der Form des Verfalls erhalten wird. Auf der Insel sind es die Erinnerungen an einen Alltag, der nicht allzu fern in der Vergangenheit liegt, zudem vielleicht eine Kombination aus voyeuristischer und nostalgischer Faszination. Zugleich zeugen die Fotos von Vertrauen in ein Ideal, von Leben, die einem gesamtheitlichen Ziel der Fortschrittlichkeit verschrieben wurden, und, sie versinnbildlichen eine Fehleinschätzung der Entwicklung. Es ist interessant, wie in Japan das Fotografieren von verfallenen Fabriken, leerstehenden Schulen oder verlassenen Dörfer zu einer Art Hobbysport geworden ist, der Tourismus in nicht ausgeleuchtete Ecken der Wunderjahre möglich ist.