Sonntag, Oktober 31, 2004
Da ich von John Peel nicht direkt geprägt wurde, und nur die Undertones "The Peel Sessions"-LP mein eigen nenne, reihe ich mich nicht gleich in die Massen von trauernden Blogs ein. Ganz nett ist aber dieser Nachruf-Artikel.
Termin in LA
Die Familie muss es ja eigentlich am besten wissen...
Wenn Bush es jedoch schon im Frühjahr geschafft hat, die Diskussion um seine nicht stichfeste Militärdienstvergangenheit (Es kursiert eine Mail, in der aufgelistet wird, inwiefern prominente Demokraten und Republikaner für ihr Vaterland gedient haben, siehe unter anderem diesen Blog, Eintrag 28. Oktober 2004) ohne jegliche Grundlage umzudrehen, und nun, nach den berühmten TV-Duellen, laut Umfragen vorne liegt, dann wird mich ein Termin demnächst in ein Land führen, das wirklich Rätsel aufgibt, dazu noch in den Bundesstaat Kalifornien, Heimat des Arnie-Phänomens. Eigentlich Warnung genug. Wir sollten uns im Kinosessel zurücklehnen, denn das Ganze ist nur ein neuer Hollywood-Blockbuster.
Wenn Bush es jedoch schon im Frühjahr geschafft hat, die Diskussion um seine nicht stichfeste Militärdienstvergangenheit (Es kursiert eine Mail, in der aufgelistet wird, inwiefern prominente Demokraten und Republikaner für ihr Vaterland gedient haben, siehe unter anderem diesen Blog, Eintrag 28. Oktober 2004) ohne jegliche Grundlage umzudrehen, und nun, nach den berühmten TV-Duellen, laut Umfragen vorne liegt, dann wird mich ein Termin demnächst in ein Land führen, das wirklich Rätsel aufgibt, dazu noch in den Bundesstaat Kalifornien, Heimat des Arnie-Phänomens. Eigentlich Warnung genug. Wir sollten uns im Kinosessel zurücklehnen, denn das Ganze ist nur ein neuer Hollywood-Blockbuster.
Dienstag, Oktober 26, 2004
Marathon Männchen
Zwei Runden um den Grüneburgpark in einer halben Stunde getrabt. Ich wurde ein paar Mal überholt, selbst hab ich niemanden in Verlegenheit bringen können. Aber Joggen ist ja kein Kampf. Wenn ich das regelmäßig angehe, dann bringt es auch was.
Montag, Oktober 25, 2004
Topadressen dieser Welt
Zwar finde ich die Adresse "100 Meter hinter dem Videoverleih, das Haus am Ende des Trampelpfads" (auf spanisch) in Costa Rica immer noch beneidenswert, aber neben "Joey Ramone Place" in New York gibt es mit "ACDC Lane" in Melbourne attraktive Alternativen.
Sonntag, Oktober 24, 2004
Ihr größter Fehler?
"Ich bin zu gutmütig" Diese oft bemühte Antwort in den Fragebögen des FAZ-Magazins auf die Frage "Ihr größter Fehler" ist mir immer in traumatischer Erinnerung geblieben. Warum bereut man seine Gutmütigkeit? Weil man sonst verarscht wird, vom Bäcker um ein paar Pfennige geprellt wird, man den coolen Job nicht bekommt, weil man zu wenig Ellenbogen ausfährt? Weil man einem Krankenhaus in Burkina Faso eine Spende schicken muss? Weil man dem Willen weniger gutmütiger Mitmenschen klein beigibt? Weil man sich zu wenig um das eigene Wohlergehen kümmert und von der grausamen Welt, die immer nur von einem nimmt, nimmt, nimmt, überrollt wird? Zu wenig egoistisch ist?
Die Feststellung, dass man zu gutmütig ist, setzt eines voraus: Ein schlechtes Menschenbild -man selbst ist das Opfer. Ob auf privat-zwischenmenschlicher oder gesellschaftlicher Ebene, man wünscht ein bisschen mehr Arschloch zu sein, um das einem Zustehende einfordern zu dürfen. Da man aber immer so gutmütig war, hat man sich nicht getraut, keine Grenzen gezogen, und hat jahrelang unter dieser oder jener Situation leiden müssen - schnief, schnief. Aber gut, man traut sich ja nicht, es so direkt auszusprechen. "Ich bin zu wenig Arschloch." - Wie klingt denn das? Man schreibt lieber: "Ich bin zu gutmütig".
Die Feststellung, dass man zu gutmütig ist, setzt eines voraus: Ein schlechtes Menschenbild -man selbst ist das Opfer. Ob auf privat-zwischenmenschlicher oder gesellschaftlicher Ebene, man wünscht ein bisschen mehr Arschloch zu sein, um das einem Zustehende einfordern zu dürfen. Da man aber immer so gutmütig war, hat man sich nicht getraut, keine Grenzen gezogen, und hat jahrelang unter dieser oder jener Situation leiden müssen - schnief, schnief. Aber gut, man traut sich ja nicht, es so direkt auszusprechen. "Ich bin zu wenig Arschloch." - Wie klingt denn das? Man schreibt lieber: "Ich bin zu gutmütig".
Freitag, Oktober 22, 2004
Nostalgisches Alter
Manchmal muss ich mir dass bewusst machen: Ich darf ja auch als Mittdreißiger bezeichnet werden. Webseiten wie diese entfalten bei mir tatsächlich die beabsichtigte Wirkung.
Montag, Oktober 18, 2004
Geschichten aus dem südlichen Pazifik
Ich setz' noch einen drauf, obwohl: Es ist schon Montag, insofern ein neuer Weblog-Eintrag für den neuen Tag.
Vor ein paar Wochen bin ich über einen Weblog gestolpert, der sich mit dem Schicksal der Insel Pitcairn befasste. Die Gerichtsverhandlungen werden fortgeführt. Wegen seiner Abgelegenheit und der übersichtlichen Größe der Bevölkerung erscheint mir die Insel der Bounty-Meuterer wie eine gescheiterte Kommune. Bei Kommunen, die aus Idealismus ins Leben gerufen werden, ist die Halbwertzeit, denke ich, viel geringer.
Bei der Netz-Recherche stolpere ich immer wieder über eine Journalistin/Schriftstellerin, die über die Verbrechen auf der Insel berichtet hat und wohl als Pitcairn-Expertin gilt, - u.a. hat sie auch ein Buch über das Leben auf der Insel geschrieben, man beachte die Kommentare der amazon-Kunden. Das Buch schien mir trotzdem interessant, aber dass sie laut Eigenangabe in einem ihrer Artikel an einem regnerischen Tag in London fünf Hollywood-Filme zum Thema "Meuterei auf der Bounty" angesehen hat, und vor lauter romantischer Faszination beschloss, ein Jahr in dieser wohl am meisten von der Zivilisation entrückten Gemeinde der Welt zu leben, hat meine Lust daran entscheidend getrübt.
Vielleicht kann ein Reisebericht, aber auch eine soziologische Untersuchung bei einem Forschungsgegenstand wie die Bevölkerung von Pitcairn (um die 40 Bewohner) nur auf einer persönlichen Ebene stattfinden - die Namen von fast jedem Inselbewohner (!) sowie teilweise die CB-Funkfrequenzen lassen sich über das Internet herausfinden. Es ist erschreckend, wieviel Macht eine einzelne Person über diese Menschen haben kann, und ich möchte nur zu gerne wissen, ob die polizeiliche Untersuchung der sexuellen Verbrechen auf der Insel - die zweifellos zu verurteilen sind - nicht im direkten Zusammenhang zum Reisebericht stehen. Der Ausgang der Gerichtsverhandlungen besiegelt so oder so das Schicksal aller Inselbewohner.
Vor ein paar Wochen bin ich über einen Weblog gestolpert, der sich mit dem Schicksal der Insel Pitcairn befasste. Die Gerichtsverhandlungen werden fortgeführt. Wegen seiner Abgelegenheit und der übersichtlichen Größe der Bevölkerung erscheint mir die Insel der Bounty-Meuterer wie eine gescheiterte Kommune. Bei Kommunen, die aus Idealismus ins Leben gerufen werden, ist die Halbwertzeit, denke ich, viel geringer.
Bei der Netz-Recherche stolpere ich immer wieder über eine Journalistin/Schriftstellerin, die über die Verbrechen auf der Insel berichtet hat und wohl als Pitcairn-Expertin gilt, - u.a. hat sie auch ein Buch über das Leben auf der Insel geschrieben, man beachte die Kommentare der amazon-Kunden. Das Buch schien mir trotzdem interessant, aber dass sie laut Eigenangabe in einem ihrer Artikel an einem regnerischen Tag in London fünf Hollywood-Filme zum Thema "Meuterei auf der Bounty" angesehen hat, und vor lauter romantischer Faszination beschloss, ein Jahr in dieser wohl am meisten von der Zivilisation entrückten Gemeinde der Welt zu leben, hat meine Lust daran entscheidend getrübt.
Vielleicht kann ein Reisebericht, aber auch eine soziologische Untersuchung bei einem Forschungsgegenstand wie die Bevölkerung von Pitcairn (um die 40 Bewohner) nur auf einer persönlichen Ebene stattfinden - die Namen von fast jedem Inselbewohner (!) sowie teilweise die CB-Funkfrequenzen lassen sich über das Internet herausfinden. Es ist erschreckend, wieviel Macht eine einzelne Person über diese Menschen haben kann, und ich möchte nur zu gerne wissen, ob die polizeiliche Untersuchung der sexuellen Verbrechen auf der Insel - die zweifellos zu verurteilen sind - nicht im direkten Zusammenhang zum Reisebericht stehen. Der Ausgang der Gerichtsverhandlungen besiegelt so oder so das Schicksal aller Inselbewohner.
Sonntag, Oktober 17, 2004
Spirit of Keano
“I am sure some people think that I have not got the brains to be that clever, but I do have the brains ”
David Beckham ist schon eine ziemliche Intelligenzbestie. Wie viel Arroganz, Ignoranz und Dummheit veranlasst einen Spieler dieses Kalibers gegenüber der Presse bekanntzugeben, dass er ein Foul, wofür er mit der Gelben Karte geahndet wurde, absichtlich begangen hat? Wenn schon nichts anderes ist sein Mut bewundernswert, ohne zwingenden Anlass eine Krise loszutreten.
David Beckham ist schon eine ziemliche Intelligenzbestie. Wie viel Arroganz, Ignoranz und Dummheit veranlasst einen Spieler dieses Kalibers gegenüber der Presse bekanntzugeben, dass er ein Foul, wofür er mit der Gelben Karte geahndet wurde, absichtlich begangen hat? Wenn schon nichts anderes ist sein Mut bewundernswert, ohne zwingenden Anlass eine Krise loszutreten.
Jenseits der Mattscheibe
Vor einigen Wochen habe ich über die Sprachregelung in den heute-Nachrichtensendungen meinen Senf abgegeben. Zufällig wurde ich letztes Wochenende Zeuge, wie ein Nachrichtensprecher am Ende der 20 Uhr-Tagesschau seinen Abschied ankündigte, irgendwie rührend. Der Mensch hat mein ganzes Leben begleitet, ohne dass ich mir jemals darüber Gedanken gemacht habe. Man kann sich hier noch ein bisschen über die Tagesschau-SprecherInnen erkundigen. Erstaunlich, wie lange manche schon dabei sind.
Mittwoch, Oktober 13, 2004
Ash & Sparta
Im Abstand von einer Woche war ich wieder meine alten Knochen durchschütteln (auf einem Konzert), dieses Mal wohnte ich wieder mit einem Freund dem Batschkapp-Auftritt der 90er Jahre-Helden Ash bei. Die Vorgruppe Sparta erwartete das Gegenteil von dem, was die Cribs als Datsuns-Vorgruppe letzte Woche erlebten: Ein volles Haus. Was nicht unbedingt vorteilhaft ist. Zumal die US-Band sich als ernste Rockband (Grunge meets Cure) sicher handwerklich okay, aber ohne Charisma auskommen musste, und so nicht in der Lage war, es dem Publikum zu besorgen. Ash selbst, fand ich, haben eine professionelle Show gespielt, überraschungslos. Tim Wheeler & Co. haben mit fast zehn Jahren im Geschäft natürlich schon größere Venues zum Kochen gebracht. Das Publikum, vermutlich im Schnitt Mittzwanziger, war mit den Songs vertraut und ging gut ab. Mir fehlte es aber an etwas Außergewöhnlichem, damit Ash einen Eintrag in meine persönliche Konzert-Hall of Fame erhält. Skurril ist, dass für eine Band, die selbst noch aus Twens besteht, die Songs von ihrem acht Jahre alten Major-Debüt "1977" immer noch besser ankommen. Für mich war denn auch "Oh Yeah" von dieser Platte der Nostalgie-Flash-Moment des Abends.
Sonntag, Oktober 10, 2004
Film über Völkerball
Die neue Ben Stiller-Komödie "Dodgeball - A true underdog story" schien mir schematisch: Ein bankrottes, aber sympathisches Fitness-Studio Average Joe's soll von dem Branchengiganten Globo Gym aufgekauft und dann dem Erdboden gleichgemacht werden. Der Average Joe's-Chef Peter LaFleur (Vince Vaughn) und seine nerdigen Mitstreiter erfahren von dem Dodgeball-Meisterschaften in Las Vegas. Falls sie die gewinnen, könnten sie ihren Gym retten. Doch der Besitzer von Globo Gym, White Goodman (Ben Stiller), ein egomanisches Muskelpaket mit Dauerwelle und Proleten-Schnurrbart direkt aus den 80er Jahren, hat etwas dagegen. Kate Veatch (Christine Taylor), die hübsche Anwältin, die den Insolvenzfall Average Joe's abwickeln soll, schlägt sich auf die Seite von Peter.
Ähnlich wie in "Zoolander" speist sich der Humor aus der exzentrischen Kulisse (Dodgeball-Championship in Las Vegas bzw. Modewelt von New York) und der Schauspielkunst von Ben Stiller, der auch dieses Mal einen unterbelichteten, aber erfolgreichen, superpeinlichen Charakter spielt. Keiner außer ihn kann wie Derek Zoolander als Meerjungfrau für ein Parfüm werben oder als White Goodman in seinem muskelbetonenden Spandex-Outfit mit eingebautem Genitalien-Aufpumper überzeugen. In beiden Filmen spielt auch seine tatsächliche Ehefrau Christine Taylor mit, die in beiden Filmen vielleicht der einzige "normale" Charakter ist. Cameo-Auftritte sorgen hüben wie drüben für Erheiterung, ohne dass diese einen notwendigen Bezug zur Story mitbringen (Zoolander: David Bowie, Lenny Kravitz, Paris Hilton*; Dodgeball: William Shatner, David Hasselhof, Lance Armstrong (!)).
"Dodgeball" ist nicht wirklich originell, aber eine schön blöde Komödie, die vielleicht bei etwas Älteren als der College-Film-Zielgruppe sein Publikum sucht.
* Verzweifelte Maßnahmen: Vielleicht steigt die Zahl der Blog-Besucher durch Erwähnung dieses Namens an?
Ähnlich wie in "Zoolander" speist sich der Humor aus der exzentrischen Kulisse (Dodgeball-Championship in Las Vegas bzw. Modewelt von New York) und der Schauspielkunst von Ben Stiller, der auch dieses Mal einen unterbelichteten, aber erfolgreichen, superpeinlichen Charakter spielt. Keiner außer ihn kann wie Derek Zoolander als Meerjungfrau für ein Parfüm werben oder als White Goodman in seinem muskelbetonenden Spandex-Outfit mit eingebautem Genitalien-Aufpumper überzeugen. In beiden Filmen spielt auch seine tatsächliche Ehefrau Christine Taylor mit, die in beiden Filmen vielleicht der einzige "normale" Charakter ist. Cameo-Auftritte sorgen hüben wie drüben für Erheiterung, ohne dass diese einen notwendigen Bezug zur Story mitbringen (Zoolander: David Bowie, Lenny Kravitz, Paris Hilton*; Dodgeball: William Shatner, David Hasselhof, Lance Armstrong (!)).
"Dodgeball" ist nicht wirklich originell, aber eine schön blöde Komödie, die vielleicht bei etwas Älteren als der College-Film-Zielgruppe sein Publikum sucht.
* Verzweifelte Maßnahmen: Vielleicht steigt die Zahl der Blog-Besucher durch Erwähnung dieses Namens an?
Donnerstag, Oktober 07, 2004
Fink for the Man
Ich habe nicht oft eine Band zwei Mal spielen sehen. Ich kann mich an an die wütenden Damen von L7 erinnern, die habe ich einmal als Vorgruppe von Faith No More, das andere Mal auf ihrer Headliner-Club-Tour erlebt. Oder an die Ska-Band The Busters, bin mir aber nicht mehr sicher. Dieses Mal waren es die Datsuns, die ich innerhalb dieses Jahrzehnts zum zweiten Mal in derselben Location, mit demselben Freund, gesehen habe. Überraschend war die Show von The Cribs aus England, drei, ich glaube recht junge, Gebrüder aus Wakefield bei Leeds. Sie legten als Vorgruppe ein Tempo vor, bei dem das noch nicht ganz wache Publikum zurückwich, und so dem Sänger/Gitarristen die Gelegenheit gab, den Platz vor der Bühne zu nutzen. War das halbstündige Set schon ziemlich sensationell, so legten die Datsuns noch einen drauf. Im Vergleich zu ihrem letzten Frankfurt-Konzert waren die Neuseeländer mit mehr Spaß an der Sache dabei und zogen ihr Rock'n'Roll-Ding durch, sie zelebrierten. Höhepunkte waren "Motherfucker from Hell", in der Zugabe das Misfits-Cover "Where Eagles Dare" und das Finale mit "Freeze Sucker". Viel positive Energie bei dieser Show.
Sonntag, Oktober 03, 2004
Amanda und Jody
Wer denkt, dass Heather Locklear ("Denver-Clan") und Heather Thomas ("Ein Colt für alle Fälle") ein und dieselbe Person sind, der sollte sich hier schlaumachen. Wer jemanden kennt, der dieser Annahme ist - vermutlich der überwiegende Teil der TV-Generation, die in den 80er Jahren aufwuchs - sollte mit dieser Person um vier Weizen wetten, dass dem nicht so ist. Ich gebe zu, dass ich früher zu den Unwissenden gehörte, habe aber recherchiert und zwei Wetten zu diesem Thema gewonnen.
Samstag, Oktober 02, 2004
Der elitäre Beobachter
Gesprächsschnipsel aus dem ICE-Großraumabteil:
"Frankfurt? Wer will denn schon nach Frankfurt? So eine hässliche Stadt."
"Wo wollen Sie hin?"
"Nach Stuttgart"
-----
"Und Sie stricken?"
"Ja, heute zum ersten Mal. Das ist besser als Lesen." (Muss ich mir als Im-Zug-Leser nicht beleidigt vorkommen?)
-----
Warum manche Leute einen so unsympathischen Eindruck von sich vermitteln wollen? Das ist mir ein Mysterium, immerhin braucht man ja nicht reden und sich (negativ) profilieren. Der optische Eindruck: Wohlbehütet, leicht kleinbürgerlich, vermutlich um die 25 Jahre alt und laut Gespräch eine Studentin. Gut, ich musste nicht lange zuhören.
Anstrengend war eine Gruppe von etwa acht älteren Herren mit stark pfälzischem Akzent, die ein ganzes Großraumabteil akustisch so dominiert haben, dass sich keiner traute, in die Nähe zu setzen. Als diese Gruppe ausstieg, kam eine Gruppe von Gymnasiasten, vermutlich Mittelstufe (9. oder 10. Klasse) auf den Zug, die im Vergleich zu den Pfälzern recht ruhig war. Da liegt doch die Frage nach der Würde mit dem Altern auf der Hand. Aber vielleicht handelt es sich um Menschen, die endlich mal aus einem tristen Alltag entflohen waren, um gemeinsam einen drauf zu machen.
Das absolute Highlight erlebte ich jedoch letzte Woche: Ich saß in einem fast vollen Abteil für sechs Personen. Keiner kennt sich, zwei lesen (u.a. habe ich während der Fahrt eine ganze FAZ gelesen), einer schläft, einer schaut gelangweilt aus dem Fenster (nachts), und einer tippt auf seinem Notebook herum. Es ist also absolut ruhig, bis auf gedämpft-monotone Zuggeräusche, und die Tastatur des Notebooks. Dann packt der Notebook-Mensch sein Handy aus und ruft seinen Kumpel an. Er entpuppt sich als ein Besitzer eines äußerst unangenehmen Stimmorgans, sehr speziell: 1. Lautstärke: Extrem lauter Grundpegel, 2. Gezwungen lässig: Er versucht so zu klingen, als ob er alles im Griff hat, und gluckst sehr oft besserwisserisch, wie um zu sagen: "Ich weiß, ich weiß", aber es wirkt trotzdem unsouverän, weil 3. er karlsruherisch spricht. Dazu kommt, dass das Gespräch sehr banal ist: "Morgen isch doch klar, oder? Wir gehe ins Kino, oder?Jaja, zu viert. Macht ihr mal was aus, und ich komm' dann da hin" und später: "Hä? Oh, (Glucks). Ich hör dich schlecht. (Glucks). Hör mal, ich fahr' gerade durch einen Tunnel (Glucks). Hörsch? Ein Tunnel. (Glucks). Ja, ein Tunnel. (Glucks). Des macht jetzt wenig Sinn. (Glucks). Nein, ich fahr durch einen T-u-n-n-e-l. (Glucks) Ja, genau. Also dann ..."
"Frankfurt? Wer will denn schon nach Frankfurt? So eine hässliche Stadt."
"Wo wollen Sie hin?"
"Nach Stuttgart"
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"Und Sie stricken?"
"Ja, heute zum ersten Mal. Das ist besser als Lesen." (Muss ich mir als Im-Zug-Leser nicht beleidigt vorkommen?)
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Warum manche Leute einen so unsympathischen Eindruck von sich vermitteln wollen? Das ist mir ein Mysterium, immerhin braucht man ja nicht reden und sich (negativ) profilieren. Der optische Eindruck: Wohlbehütet, leicht kleinbürgerlich, vermutlich um die 25 Jahre alt und laut Gespräch eine Studentin. Gut, ich musste nicht lange zuhören.
Anstrengend war eine Gruppe von etwa acht älteren Herren mit stark pfälzischem Akzent, die ein ganzes Großraumabteil akustisch so dominiert haben, dass sich keiner traute, in die Nähe zu setzen. Als diese Gruppe ausstieg, kam eine Gruppe von Gymnasiasten, vermutlich Mittelstufe (9. oder 10. Klasse) auf den Zug, die im Vergleich zu den Pfälzern recht ruhig war. Da liegt doch die Frage nach der Würde mit dem Altern auf der Hand. Aber vielleicht handelt es sich um Menschen, die endlich mal aus einem tristen Alltag entflohen waren, um gemeinsam einen drauf zu machen.
Das absolute Highlight erlebte ich jedoch letzte Woche: Ich saß in einem fast vollen Abteil für sechs Personen. Keiner kennt sich, zwei lesen (u.a. habe ich während der Fahrt eine ganze FAZ gelesen), einer schläft, einer schaut gelangweilt aus dem Fenster (nachts), und einer tippt auf seinem Notebook herum. Es ist also absolut ruhig, bis auf gedämpft-monotone Zuggeräusche, und die Tastatur des Notebooks. Dann packt der Notebook-Mensch sein Handy aus und ruft seinen Kumpel an. Er entpuppt sich als ein Besitzer eines äußerst unangenehmen Stimmorgans, sehr speziell: 1. Lautstärke: Extrem lauter Grundpegel, 2. Gezwungen lässig: Er versucht so zu klingen, als ob er alles im Griff hat, und gluckst sehr oft besserwisserisch, wie um zu sagen: "Ich weiß, ich weiß", aber es wirkt trotzdem unsouverän, weil 3. er karlsruherisch spricht. Dazu kommt, dass das Gespräch sehr banal ist: "Morgen isch doch klar, oder? Wir gehe ins Kino, oder?Jaja, zu viert. Macht ihr mal was aus, und ich komm' dann da hin" und später: "Hä? Oh, (Glucks). Ich hör dich schlecht. (Glucks). Hör mal, ich fahr' gerade durch einen Tunnel (Glucks). Hörsch? Ein Tunnel. (Glucks). Ja, ein Tunnel. (Glucks). Des macht jetzt wenig Sinn. (Glucks). Nein, ich fahr durch einen T-u-n-n-e-l. (Glucks) Ja, genau. Also dann ..."