Montag, Oktober 18, 2004

Geschichten aus dem südlichen Pazifik

Ich setz' noch einen drauf, obwohl: Es ist schon Montag, insofern ein neuer Weblog-Eintrag für den neuen Tag.

Vor ein paar Wochen bin ich über einen Weblog gestolpert, der sich mit dem Schicksal der Insel Pitcairn befasste. Die Gerichtsverhandlungen werden fortgeführt. Wegen seiner Abgelegenheit und der übersichtlichen Größe der Bevölkerung erscheint mir die Insel der Bounty-Meuterer wie eine gescheiterte Kommune. Bei Kommunen, die aus Idealismus ins Leben gerufen werden, ist die Halbwertzeit, denke ich, viel geringer.

Bei der Netz-Recherche stolpere ich immer wieder über eine Journalistin/Schriftstellerin, die über die Verbrechen auf der Insel berichtet hat und wohl als Pitcairn-Expertin gilt, - u.a. hat sie auch ein Buch über das Leben auf der Insel geschrieben, man beachte die Kommentare der amazon-Kunden. Das Buch schien mir trotzdem interessant, aber dass sie laut Eigenangabe in einem ihrer Artikel an einem regnerischen Tag in London fünf Hollywood-Filme zum Thema "Meuterei auf der Bounty" angesehen hat, und vor lauter romantischer Faszination beschloss, ein Jahr in dieser wohl am meisten von der Zivilisation entrückten Gemeinde der Welt zu leben, hat meine Lust daran entscheidend getrübt.

Vielleicht kann ein Reisebericht, aber auch eine soziologische Untersuchung bei einem Forschungsgegenstand wie die Bevölkerung von Pitcairn (um die 40 Bewohner) nur auf einer persönlichen Ebene stattfinden - die Namen von fast jedem Inselbewohner (!) sowie teilweise die CB-Funkfrequenzen lassen sich über das Internet herausfinden. Es ist erschreckend, wieviel Macht eine einzelne Person über diese Menschen haben kann, und ich möchte nur zu gerne wissen, ob die polizeiliche Untersuchung der sexuellen Verbrechen auf der Insel - die zweifellos zu verurteilen sind - nicht im direkten Zusammenhang zum Reisebericht stehen. Der Ausgang der Gerichtsverhandlungen besiegelt so oder so das Schicksal aller Inselbewohner.