Der elitäre Beobachter
Gesprächsschnipsel aus dem ICE-Großraumabteil:
"Frankfurt? Wer will denn schon nach Frankfurt? So eine hässliche Stadt."
"Wo wollen Sie hin?"
"Nach Stuttgart"
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"Und Sie stricken?"
"Ja, heute zum ersten Mal. Das ist besser als Lesen." (Muss ich mir als Im-Zug-Leser nicht beleidigt vorkommen?)
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Warum manche Leute einen so unsympathischen Eindruck von sich vermitteln wollen? Das ist mir ein Mysterium, immerhin braucht man ja nicht reden und sich (negativ) profilieren. Der optische Eindruck: Wohlbehütet, leicht kleinbürgerlich, vermutlich um die 25 Jahre alt und laut Gespräch eine Studentin. Gut, ich musste nicht lange zuhören.
Anstrengend war eine Gruppe von etwa acht älteren Herren mit stark pfälzischem Akzent, die ein ganzes Großraumabteil akustisch so dominiert haben, dass sich keiner traute, in die Nähe zu setzen. Als diese Gruppe ausstieg, kam eine Gruppe von Gymnasiasten, vermutlich Mittelstufe (9. oder 10. Klasse) auf den Zug, die im Vergleich zu den Pfälzern recht ruhig war. Da liegt doch die Frage nach der Würde mit dem Altern auf der Hand. Aber vielleicht handelt es sich um Menschen, die endlich mal aus einem tristen Alltag entflohen waren, um gemeinsam einen drauf zu machen.
Das absolute Highlight erlebte ich jedoch letzte Woche: Ich saß in einem fast vollen Abteil für sechs Personen. Keiner kennt sich, zwei lesen (u.a. habe ich während der Fahrt eine ganze FAZ gelesen), einer schläft, einer schaut gelangweilt aus dem Fenster (nachts), und einer tippt auf seinem Notebook herum. Es ist also absolut ruhig, bis auf gedämpft-monotone Zuggeräusche, und die Tastatur des Notebooks. Dann packt der Notebook-Mensch sein Handy aus und ruft seinen Kumpel an. Er entpuppt sich als ein Besitzer eines äußerst unangenehmen Stimmorgans, sehr speziell: 1. Lautstärke: Extrem lauter Grundpegel, 2. Gezwungen lässig: Er versucht so zu klingen, als ob er alles im Griff hat, und gluckst sehr oft besserwisserisch, wie um zu sagen: "Ich weiß, ich weiß", aber es wirkt trotzdem unsouverän, weil 3. er karlsruherisch spricht. Dazu kommt, dass das Gespräch sehr banal ist: "Morgen isch doch klar, oder? Wir gehe ins Kino, oder?Jaja, zu viert. Macht ihr mal was aus, und ich komm' dann da hin" und später: "Hä? Oh, (Glucks). Ich hör dich schlecht. (Glucks). Hör mal, ich fahr' gerade durch einen Tunnel (Glucks). Hörsch? Ein Tunnel. (Glucks). Ja, ein Tunnel. (Glucks). Des macht jetzt wenig Sinn. (Glucks). Nein, ich fahr durch einen T-u-n-n-e-l. (Glucks) Ja, genau. Also dann ..."
"Frankfurt? Wer will denn schon nach Frankfurt? So eine hässliche Stadt."
"Wo wollen Sie hin?"
"Nach Stuttgart"
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"Und Sie stricken?"
"Ja, heute zum ersten Mal. Das ist besser als Lesen." (Muss ich mir als Im-Zug-Leser nicht beleidigt vorkommen?)
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Warum manche Leute einen so unsympathischen Eindruck von sich vermitteln wollen? Das ist mir ein Mysterium, immerhin braucht man ja nicht reden und sich (negativ) profilieren. Der optische Eindruck: Wohlbehütet, leicht kleinbürgerlich, vermutlich um die 25 Jahre alt und laut Gespräch eine Studentin. Gut, ich musste nicht lange zuhören.
Anstrengend war eine Gruppe von etwa acht älteren Herren mit stark pfälzischem Akzent, die ein ganzes Großraumabteil akustisch so dominiert haben, dass sich keiner traute, in die Nähe zu setzen. Als diese Gruppe ausstieg, kam eine Gruppe von Gymnasiasten, vermutlich Mittelstufe (9. oder 10. Klasse) auf den Zug, die im Vergleich zu den Pfälzern recht ruhig war. Da liegt doch die Frage nach der Würde mit dem Altern auf der Hand. Aber vielleicht handelt es sich um Menschen, die endlich mal aus einem tristen Alltag entflohen waren, um gemeinsam einen drauf zu machen.
Das absolute Highlight erlebte ich jedoch letzte Woche: Ich saß in einem fast vollen Abteil für sechs Personen. Keiner kennt sich, zwei lesen (u.a. habe ich während der Fahrt eine ganze FAZ gelesen), einer schläft, einer schaut gelangweilt aus dem Fenster (nachts), und einer tippt auf seinem Notebook herum. Es ist also absolut ruhig, bis auf gedämpft-monotone Zuggeräusche, und die Tastatur des Notebooks. Dann packt der Notebook-Mensch sein Handy aus und ruft seinen Kumpel an. Er entpuppt sich als ein Besitzer eines äußerst unangenehmen Stimmorgans, sehr speziell: 1. Lautstärke: Extrem lauter Grundpegel, 2. Gezwungen lässig: Er versucht so zu klingen, als ob er alles im Griff hat, und gluckst sehr oft besserwisserisch, wie um zu sagen: "Ich weiß, ich weiß", aber es wirkt trotzdem unsouverän, weil 3. er karlsruherisch spricht. Dazu kommt, dass das Gespräch sehr banal ist: "Morgen isch doch klar, oder? Wir gehe ins Kino, oder?Jaja, zu viert. Macht ihr mal was aus, und ich komm' dann da hin" und später: "Hä? Oh, (Glucks). Ich hör dich schlecht. (Glucks). Hör mal, ich fahr' gerade durch einen Tunnel (Glucks). Hörsch? Ein Tunnel. (Glucks). Ja, ein Tunnel. (Glucks). Des macht jetzt wenig Sinn. (Glucks). Nein, ich fahr durch einen T-u-n-n-e-l. (Glucks) Ja, genau. Also dann ..."
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