"Des Freitags 13.oo+13.06=26.06, des gestrigen Tages 13.11+13.46=26.57", schrieb er auf die Schriftrolle, als er die stampfenden Schritte seines Herrn hinab zu seinem Kellergewölbe hörte. Ihm schwante nichts Gutes, bevorzugte seine Hochheit doch für gewöhnlich den leichten Schritt. Hatte er etwas falsch gemacht? Nein, für einen Troll, gemeinhin als tollpatschig und grobmotorisch bezeichnet, war er eigentlich ein außerordentlich geschicktes Exemplar, überaus schnell und zuverlässig in der Ausführung der ihm aufgetragenen Aufgaben, auch der Service-Gedanke war ihm nicht fremd. Nachdem er Abschied von seinem Leben in den Wäldern nahm und beschloss im Schloss zu Akatsuki anzuheuern, hatte er sich Fähigkeiten angeeignet, deren Existenz er früher nicht einmal ahnte. Kopfschüttelnd dachte er an seinen Cousin, der sein Volk über moderne Medien in Verruf brachte. Nein, an ihm mag es dieses Mal nicht gelegen haben, dass sein Herr sein negatives Karma über mehrere Dutzend Stufen vorausschickte. Nun fiel es dem Troll wieder ein: Hatte der Hofschmied nicht das Schloss des Haupteingangs auswechseln müssen, weil der Herr sich ausgeschlossen hatte? Oder war es der Hofnarr, der dem Herrn einen Streich spielte? In jedem Falle eine sehr kostspielige Angelegenheit, die den Haushalt seiner Hochheit stark belastete. Die Schritte nahten, kamen zum Stillstand und mündeten in einem lauten Hämmern. Während er ihm die Tür öffnete, schwor er sich, dieses Mal dem Herren nicht mit Gegenfragen zu quälen...
Am besten komme ich doch immer mit Taxifahrern ins Gespräch, die hängen in punkto Kommunikation Frisöre oder Bäcker stets um Längen ab. Ob es um den besseren Fußballverein in Bristol geht, oder das Taximonopol-System an einigen britischen Flughäfen, ein echtes japanisches Restaurant in Cannes (und, äh, um das atemberaubende Mädchen, das gerade die Straße überquert), oder um den einen indonesischen Satz, den mir ein Freund beigebracht hat, und der bei mir vermutlich auf ewig gespeichert ist, den ich wieder abrief, als sich gestern in Hamburg herausstellte, dass der Fahrer ein Javaner ist. Ein anderer Fahrer erklärte mir die sichtbaren Spätfolgen von Schills Aktionismus, anhand sichtbarer Beispiele wie blau-silberne Polizeiwägen, aus denen grünlich-ockerfarbene Uniformmenschen ausstiegen: "Wir hatten da diesen Psychopaten im Senat...", im leicht hanseatischem Tonfall.
Update zum gestrigen Eintrag: "Bugs" von Bugs Bunny ist ein Spitzname und bedeutet so viel wie "Crazy", in Wirklichkeit heißt er George Washington Bunny - und er hat im Original einen Brooklyn/Bronx-Akzent. Update zum Update: Das ist natürlich ein Nachtrag, kein Update.
"Des vorgestrigen Tages 13.37+13.57=27.34, des heutigen Tages 13.37+14.14=27.51", schrieb der Troll mit ungelenker Feder auf die vergammelte Schriftrolle. "Was sind das für Zahlen?", fragte ich. Seufzend schüttelte er den Kopf: "Das müsst Ihr doch wissen, Eure Hochheit", sagte er in einem unangenehm vorwurfsvollen Ton, den ich nicht von einem Troll erwarte. Nach einer kurzen Pause, in der das Kerzenlicht leicht flackerte: "Das sind doch die Zeiten, die Sie gelaufen sind.". Klar, die Zahlen kamen mir bekannt vor, der Troll sollte sie hier notieren, weil ich meinen letzten Notizzettel mit meinen Zeiten verloren hatte. "Ihr seid aber heute in der zweiten Runde richtig eingebrochen!", einen Hauch von Spott ich heraushörte. "Hast du denn heute recherchiert?" "Was denn?", Trolle sind sehr anstrengend. "Na, was ich dir aufgetragen habe.""Hm...", bohrte er sich in der Nase, als ob er sich noch eine schlaue Ausrede zurechtlegen würde. "Nein, ich habe im deutschsprachigen Internet nichts über die Sprache des Bugs Bunny finden können.", antwortete er schließlich. "Lediglich ein paar Computer-Witze oder Erwähnungen in DVD-Reviews, das war alles. Nichts brauchbares." "Hast du auch 'meinereiner' als Stichwort eingegeben?", bohrte ich nach, denn akribisches Arbeiten war für gewöhnlich nicht Sache eines Trolls. "Ja, auch das, und auch 'schlechterdings', aber unter den Treffern waren keine Webseiten, die sich tiefergehender mit der Sprache beschäftigen.", trumpfte er auf. "Eigentlich eine Marktlücke, nicht?", warf ich ein, worauf der Troll, scheinbar gereizt, loslegte: "Eure Hochheit, wenn Ihr mich fragt, liegt in Eurer Fragestellung selbst schon das Problem. Die Sprache des Cartoon-Hasen ist kein Kult, oder wurde zumindest noch nicht als Thema des deutschsprachigen Internets entdeckt. Während der Recherche erschlich mich das Gefühl, dass sie auch durchaus umstritten ist. Ihr solltet... also, wenn Ihr mich fragt, solltet Ihr beim nächsten Thema etwas Authentischeres wählen..." Ein kalter Wind wehte durch die Hallen des Schlosses zu akatsuki. Der Burgherr musste sich schon einen Vortrag von einem Troll anhören. Etwas Authentischeres? Na, vielen Dank, Herr Troll. "Ich mag dieses Genre gar nicht so gern.", dachte ich mir.
Wäre ich erst dieses Jahr auf Jack Johnson gestoßen, bin ich mir sicher, dass ich keine CDs von ihm besitzen würde. Ich meine das Drumherum, das Ganze klingt mir jetzt zu sehr nach SWR3-Hype, intelligente Qualitätspopmusik, die keinen stört, vor allem mit dem PR-Faktor "Ex-Surfer" verkaufsträchtig, und das vor allem beim weiblichen Geschlecht, zudem noch letztens mit einem Auftritt bei Raab gekrönt. Bei G. Love aka Gary Dutton und seinen Special Sauce-Weggefährten ist das ganz anders gelagert, und zum Glück war er in Frankfurt nicht als Vorgruppe und Gastmusiker von dem netten, sandaletragenden, hawaiianischen Naturburschen unterwegs, sondern als eigener Act, was die Konzertdauer verdreifachte und den Erwerb von vier Karten vereinfachte. Aufgrund des exklusiveren Zuspruchs - weniger verkaufte Tickets - wurde der Abend von der Batsche zudem ins kleinere Nachtleben verlagert, was wiederum ein richtig volles Haus und eine gute Atmosphäre bedeutete. Der Auftritt ließ das "absurd respektvolle", rotweinglashaltende Rufus-Publikum von vorletzter Woche vergessen, der Groove die Tanzbeine schwingen, aber hallo. Bewundernswertes Talent, gitarre- und mundharmonikaspielender Weise ohne große Unterbrechung zu rappen. Und wie es sich für Abgeordnete gehört, die ihren Wahlkreis besuchen, lief er persönlich lange nach Ende des Konzerts herum und schüttelte den verstreuten Leuten, die noch ein Autogramm wollten, und anderen, die das Bier noch nicht leergetrunken hatten (wir), die Hände. Warum meine zwei Lieblingssongs "Steppin' Stone" und "Free at Last" nicht gespielt wurden, fiel mir als Frage, die ich hätte stellen können, anstatt blöd zu grinsen, erst später ein.
Dann nämlich, als zwei von uns noch zusammensaßen und zu "The Hustle" eine Flasche Whiskey leerten.
Ghost Dog: "Our bodies are given life from the midst of nothingness. Existing where there is nothing is the meaning of the phrase, "form is emptiness." That all things are provided for by nothingness is the meaning of the phrase, "Emptiness is form." One should not think that these are two separate things."
Ich habe eigentlich kein Problem mit "Ghost Dog" von Jim Jarmush, nur überwog beim ersten Ansehen das Gefühl, dass jemand - der Regisseur selbst - da besonders seinen Spaß hat, andere und sich selbst zu zitieren und dabei einen Genre-Mix heraufbeschwört, der mich etwas anstrengte. Als ob man auf dem Jahrmarkt von einem Gefährt zur anderen Attraktion geschleppt wird, obwohl man eigentlich auf einen lethargisches Biertrinken aus war. Viel stärker war dieser Eindruck natürlich in "Kill Bill Vol. 1", den ich aus Protest, dass Tarantino mit seiner Anti-PC-Lastigkeit nicht mehr Teil der Innovation, sondern eher Teil der Massenunterhaltung (Industrie!) wurde, mir erst Jahre später ansah. Ein Dienstleister für das gröhlende Splatter-Publikum, das grundsätzlich bei besonders grausamen Szenen lachen muss.
"Ghost Dog" war viel sympathischer, und vor allem skuriler.Forest Whitaker spielt den eigenbrödlerischen, Bushido-frönenden Auftragskiller, der seine Aufgaben via Taubenpost von einem italienischen Mafiosi erhält und sie mit eiskaltem Wahnsinn, mit Hilfe von Hi-Tech und unterlegt mit einem hypercoolen Soundtrack von RZA ausführt, mit einer traurigen Melancholie, die mein Bild von ihm nachhaltig geprägt hat. Warum erzähle ich das Ganze: Als ich fürs vergangene Wochenende ein Auto anmieten wollte, wurde ich unverhofft upgegradet, so dass ich mich in einem Schiff namens nagelneuer, mafia-chrom-schwarzer E-Klassen Benz wiederfand. Das Gefühl, der Deutschen Bahn eins ausgewischt zu haben, legte sich langsam und wurde abgelöst von der Erinnerung an den Beginn des Films, als Ghost Dog einen Lexus knackt, seine CD einlegt und zur Arbeit cruiset. An der Analyse, was daran geil ist, arbeite ich.
Seit dem heutigen öffentlich-rechtlichen Morgenfernsehen, auf das ich mich hier schon wieder beziehe, weiß ich, dass der ehemalige VW Golf-Dienstwagen von Ratzinger für groteske 190.000 Euro einen Käufer auf ebay gefunden hat, dass er sich laut dem Verkäufer vielleicht nicht himmlisch fährt, sich aber doch in einem sehr ordentlichen und gepflegten Zustand befindet, der "Heiligenscheinwerfer" - Ich schwöre, dass dieses Wortspiel nicht von mir stammt - tadellos funktioniert, und in der Ablage waren über den Fernsehbildern auch keine Koksspuren auszumachen.
Die "Family Jewels"-DVD von AC/DC gefällt mir so weit ganz gut, ich habe sie diese Woche immer um die Mittagszeit angesehen, nach Abholen von meinem Sohn von der Kinderkrippe, bevor es weiter zur Tagesmutter ging. Der Übergang vom Ex-Ratz-Golf ist holprig, aber Bon Scott bringt ja als kirchlicher Würdenträger in "Let there be Rock" auch eine spirituelle Note mit ein (ganz zu schweigen von seinen engelhaften Messdienern).
Oh, jetzt fällt es mir wieder ein: Bevor sich Herr Würfel neulich auf die Bühne schwang, hatten wir es von einem Konzert von Seven Year Bitch, auf dem ich meinen Nebenmann geschubst habe und der mich gebeten hat - höflich - damit aufzuhören. Wütende Riffs und verstörender Gesang aus den Verstärkern, ein volles Haus und ein braves Publikum, das dem Geschehen auf der Bühne konzentriert zusieht und zwischen den Songs klatscht. Jahre später kamen L7 in die Stadt, die Vorgruppe war Seven Year Bitch. Es ging natürlich richtig ab. Der Sound hat gezwiebelt, um ein Zitat zu zitieren. War mein Nebenmann und der Großteil des Publikums von damals eindeutig im falschen Film, so umgekehrt verhielt es sich bei der Rufus Wainwright-Sache. Klar, gibt es auch rotweintrinkende Heerscharen, die auch eines netten popkulturellen Abends bedürfen. Aber eine andere Sache ist das sonderbare Groupie meets Nerd-Fan-tum, von dem ich über mehrere Blogecken erfuhr, sich als Redakteurin darüber zu ereifern, welche Stadt denn nun dem Rufus besonders gut gefallen zu haben scheint, immerhin gab es Menschen im Publikum die fast im Stehen eingeschlafen sind (in der ersten Reihe!).