Dienstag, Juni 07, 2005

ABM

"So, haben wir es bald?", zeterte der Gnom den Troll von der Seite an. Wenn es etwas gab, was sogar den Schlosstroll zu Akatsuki auf die Palme brachte, dann war es nörgelndes Drängen, vor allem dann, wenn er sich bereits anschickte, die ihm aufgetragene Aufgabe zu vollenden. Das war nicht sinnvoll und trug nie zu einer gesteigerten Effektivität bei. Wenn ihm diese Aufgabe selbst nicht als sinnvolle Beschäftigung erschien, wie auch in diesem Fall, drohte ihm die mühsam zusammengetragene Motivation ganz zu entrinnen. "Des Sonnabends, 12:28+13:02=25:30", hatte der Troll bereits auf der vergammelten Schriftrolle eingetragen. Sicher, er war nicht sonderlich begabt, aber er war zumindest zuverläsig, und wen kümmerte es schon, wie lange er sich Zeit ließ? Zur Effektivität hatte der Troll von jeher ein zwiespältiges Verhältnis: Mühsam eignete er sie sich an, nachdem er die Wälder verlassen hatte und feststellen musste, dass sie in der Menschenwelt eine viel geachtete Eigenschaft war. "Des gestrigen Tages, 12:24+12:59+13:37=39:00", murmelte er, als ihn der Gnom drängte, und die noch nicht niedergeschriebenen Zahlen entschwanden in einem schwarzen, erinnerungslosen Loch. "Jetzt hast du es geschafft! Ich habe die Zahlen nicht mehr im Kopf!", beschuldigte er den Gnom wutentbrannt. Mit einem genüsslich herablassenden Grinsen entgegnete dieser: "Du hast Glück, mein unförmiger Trollfreund, denn soeben hast du die Zahlen genannt, und ich habe sie vernommen - und behalten. Sie lauten: 12:24+13:59+13:37=39:00". Wenn es so etwas wie einen gnomgewordenen arroganten Stolz gab, dann sah der Troll ihn gerade im Kerzenlicht seines Kellergewölbes: "Wenn der Schlossherr mich nicht beauftragt hätte, deine Arbeit zu überwachen, dann würdest du jetzt aber richtig im Schlamassel stecken!" Voller Hass blickte der Troll den Gnom an. Warum konnte dieses Wesen ein Problem verursachen und sich dann anmaßen, das Problem selbst behoben zu haben? Das Ganze erinnerte ihn stark an Terry Pratchett-Fantasy-Klamauk. Nein, reflektierte er resignierend, es ist nicht einmal ein Roman, sondern nur ein Blog, und er war sich sicher, dass dieser Dialog nicht einmal einen realen Bezug zum Arbeitsalltag des Verfassers hatte. Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen. "Kannst du die Zahlen noch einmal langsam wiederholen, bitte?"