Samstag, April 09, 2005

Aprilwetter

Eigentlich kam trotz der Medienpräsenz ein Eintrag über die exotisch-wilden Stammesrituale der Katholiken zum Tod Ihres Häuptlings für mich nicht in Frage, wäre das Geschriebene doch mit ausgedehnter Recherchearbeit verbunden, somit ich mich nicht zu weit aus dem kleinen Blog-Fenster lehne und extremistischen Vatikan-Terroreinheiten Vorschub leiste, die mir meine Haustür eintreten und mich mit Weihwasser beträufeln zu ersuchen. Umgehen wollte ich ein solches Szenario - elegant - mit einer kleinen Medienkritik, zu der mich einmal mehr das Zweite Deutsche Fernsehen einlud, indem sie eine heute-Sendung, oder ein "lockereres" Equivalent für das Nachmittagsprogramm (oder vormittags? Ich weiß es nicht mehr), ausstrahlte, als ich zufällig hinzappte. Der Sprecher kündigte gerade an, dass er nun direkt zur Korrespondentin im Vatikan schalten würde, zu: Frau Antje Maren Pieper. Nein, ich habe keine Probleme mit der sympathischen, jugendlichen Dame, die Verwunderung rührte nur aus der Tatsache, dass ich ihren Namen mit "Sendungen für junge Leute" wie "Disney Club" oder "logo" assoziierte, keinesfalls aber mit seriöser Korrespondentenarbeit aus einem noch so unseriösen Staat. Was folgte, war trotzdem nicht inkompetent, es war durchaus souverän - auf eine Petra-Gerster-Art, versetzt mit einem sympathischen Antje-Dauergrinser: Die typisch gelassene "Ja, wir wissen doch alle, dass der Vatikan ein geheimnisvolles Land ist, in den Entscheidungen hinter geschlossenen Türen fallen, und ich weiß auch, was Konklave bedeutet, und es hat auch alles seine Richtigkeit, wenn ich wieder zu Dir nach Mainz zurückgebe, Du Blödmann."-Haltung wurde ihr effektiv eingetrichtert, dass ich noch einige Augenblicke danach nicht richtig zur Besinnung kam und nicht einordnen konnte, ob es sich bei der Berichterstattung um die von dem Gala-Empfang mit den Semicelebrities um Boris Becker und Sarah Connor handelte oder um die von der Bambi-Preisverleihung (, was ja eigentlich dasselbe ist). Jetzt mit einer Woche Abstand denke ich, dass das Erlebnis nicht schlimmer war, als wenn nach einem ultraernsten 20 Uhr-Jan Hofer-Tagesschau-Nachrichtenblock man Zeuge der Beckmanns oder Dellings der TV-Welt wird, die betont lässig ihre Sportnachrichten zum Besten geben, so dass sie einem einen solchen Schrecken einjagen, dass man ein reales Dejavu-Erlebnis mit der eingenommenen Nahrung des Tages hat, aber sicherlich nur, weil die Diskrepanz zwischen der banalen Grundstimmung im ZDF nicht so groß ist zum Gehirnwäsche-Infotainment namens heute-Nachrichten.