Gekonntes Sterben
Die Ramones waren die Galionsfiguren der Punk-Generation. Zwei von drei toten Ramones starben an Krebs. Ihr Tod war somit unspektakulär. Aber diese Menschen zu einem (zu frühen) Rock’n’Roll-Tod (Überdosis, Flugzeugabsturz, Selbstmord) zu drängen, ist nicht fair. Der Redakteur einer australischen Zeitung, von dem ich neulich einen Artikel zum Tode von Joey Ramone 2001 geschickt bekam, hat recht: Ihre Fans verbringen seit Jahrzehnten einen immer kleineren Ausschnitt ihres heute bürgerlichen Lebens mit den Ramones. Sie leben in „a future full of mortgages, taxation, and adult-onset diseases.” Für die noch ein Spektakel hinlegen? Nee, lieber nicht.
Beim Thema Tod muss man behutsam sein. Auch wenn es um das Ableben einer so weit entfernten Existenz wie das eines Popstars geht. Ein Bekannter reagierte empfindlich, als ich 1997 nach dem Tod von Michael Hutchence seinen Abgang als Rock’n’Roll-gemäß bezeichnete, bis auf die Tatsache, dass der Zeitpunkt nach dem Zenith der Band Ende der 80er Jahre vielleicht etwas verspätet kam. Es war spektakulär: Eine Luxus-Hotel-Suite, Drogen und der INXS-Sänger, mit seinem Gürtel am Hals an der Tür verbunden. Trotz Glamour: Einen faden Beigeschmack hinterließ der Fall, so als ob jemand nach Ausrutschen in der Badewanne im Jenseits landet. Auch die Tode von Kurt Cobain oder Alice in Chains’ Layne Staley erhalten nicht die volle Punktezahl auf der RnR-B-Noten-Skala. Eleganter ist die Richey James-Variante, aufgeführt 1995. Das Auto des Gitarristen von den Manic Street Preachers wurde an einem bekannten Suicide Spot hinterlassen, aber mehrere Augenzeugen wollen ihn in den Tagen nach seinem Verschwinden gesehen haben. Jahre später wurde er angeblich in Goa und auf Fuetaventura gesichtet. Wenn sein Schicksal ungeklärt bleibt, kann er so sterben wie er möchte – ohne Rücksicht auf RnR-Tauglichkeit.
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