Bittere Pille
Schluss mit den Lästerorgien, diese Welt hat schon genug Hass. Sie braucht Liebe, nette Dinge, Reggae. Ja, und vielleicht doch noch einen Misanthropen-Eintrag, die Blogs immer mehr in unerträgliche Internet-Meckerkästen verwandeln.
Ist es die unwirtliche Jahreszeit? Oder ist es der vorweihnachtliche Stress? Oder bin ich es einfach, der griesgrämige Eigentümer eines schlechten Karmas? Auch letzteres schreckt mich nicht ab, noch einen lamentierenden Eintrag zum Besten zu geben, in der Hoffnung, dass die rare Spezies der akatsuki-Leser trotzdem nicht an frohsinnigere Blogs verloren geht.
In der heutigen Sendung, liebe Kinder, erklärt euch der Onkel, warum die Erwachsenen auf der Haupteinkaufsmeile von Frankfurt am letzten Samstag vor Weihnachten diesen verbissenen Gesichtsausdruck zu Tage legen, um sich in den kirchlich legitimierten, staatlich geförderten, vom Einzelhandel bejubelten Konsumrausch zu stürzen. Ihr habt sie vielleicht auch schon gesehen, diese vielen Leute, und euch gefragt, warum sie so aussehen, als ob ihnen jeden Moment der Kragen platzt, und es mit der Angst zu tun gekriegt? Oder ein gernervtes Stöhnen gehört, wenn eure Eltern den Kinderwagen versehentlich vor den unsichtbaren Laufweg eines anderen Menschen geschoben haben? Nun, liebe Kinder, in Wirklichkeit beschränkt sich dieser Gesichtsausdruck der Menschen nicht auf die vorweihnachtlichen Einkaufsmarathons, sondern man kann sie das ganze Jahr über vorfinden. Betroffen sind vor allem Siedlungen, die einen Anspruch auf Internationalität hegen, deren Bewohner aber noch einige Generationen davon entfernt sind, sich von der Provinzialität zu lösen. Die schlechte Laune der Erwachsenen rührt aus dem Missverständnis, Individualität mit Durchsetzungskraft gleichzusetzen: Für viele ist es nämlich etwas Gutes, wenn man selbst genau das macht, was man machen will, ohne sich von anderen davon abbringen zu lassen. Und das bedeutet beim Einkaufen? Ja, ihr ahnt es bereits: Jeder sagt sich, dass er genau so laufen will, wie er will, auch wenn Zehntausende anderer Menschen sich auf wenigen Quadratkilometern tümmeln - und bloß niemandem Platz machen oder die Tür aufhalten. Und weil das ja gar nicht so einfach ist, müssen die Menschen kämpfen, hence der verbissene Gesichtsausdruck. Warum der Onkel so genau bescheid weiß? Eine gute Frage. Der Onkel kann in die Menschen hineinblicken, und er kann ihre Gefühle nachempfinden. Ja, der Onkel ist ein zynisches Arschloch, aber er gelobt, dass sein nächster Eintrag wieder etwas weniger bitter ist. Also, nicht weinen, Kinder, wir müssen noch die vierte Kerze anzünden.
Ist es die unwirtliche Jahreszeit? Oder ist es der vorweihnachtliche Stress? Oder bin ich es einfach, der griesgrämige Eigentümer eines schlechten Karmas? Auch letzteres schreckt mich nicht ab, noch einen lamentierenden Eintrag zum Besten zu geben, in der Hoffnung, dass die rare Spezies der akatsuki-Leser trotzdem nicht an frohsinnigere Blogs verloren geht.
In der heutigen Sendung, liebe Kinder, erklärt euch der Onkel, warum die Erwachsenen auf der Haupteinkaufsmeile von Frankfurt am letzten Samstag vor Weihnachten diesen verbissenen Gesichtsausdruck zu Tage legen, um sich in den kirchlich legitimierten, staatlich geförderten, vom Einzelhandel bejubelten Konsumrausch zu stürzen. Ihr habt sie vielleicht auch schon gesehen, diese vielen Leute, und euch gefragt, warum sie so aussehen, als ob ihnen jeden Moment der Kragen platzt, und es mit der Angst zu tun gekriegt? Oder ein gernervtes Stöhnen gehört, wenn eure Eltern den Kinderwagen versehentlich vor den unsichtbaren Laufweg eines anderen Menschen geschoben haben? Nun, liebe Kinder, in Wirklichkeit beschränkt sich dieser Gesichtsausdruck der Menschen nicht auf die vorweihnachtlichen Einkaufsmarathons, sondern man kann sie das ganze Jahr über vorfinden. Betroffen sind vor allem Siedlungen, die einen Anspruch auf Internationalität hegen, deren Bewohner aber noch einige Generationen davon entfernt sind, sich von der Provinzialität zu lösen. Die schlechte Laune der Erwachsenen rührt aus dem Missverständnis, Individualität mit Durchsetzungskraft gleichzusetzen: Für viele ist es nämlich etwas Gutes, wenn man selbst genau das macht, was man machen will, ohne sich von anderen davon abbringen zu lassen. Und das bedeutet beim Einkaufen? Ja, ihr ahnt es bereits: Jeder sagt sich, dass er genau so laufen will, wie er will, auch wenn Zehntausende anderer Menschen sich auf wenigen Quadratkilometern tümmeln - und bloß niemandem Platz machen oder die Tür aufhalten. Und weil das ja gar nicht so einfach ist, müssen die Menschen kämpfen, hence der verbissene Gesichtsausdruck. Warum der Onkel so genau bescheid weiß? Eine gute Frage. Der Onkel kann in die Menschen hineinblicken, und er kann ihre Gefühle nachempfinden. Ja, der Onkel ist ein zynisches Arschloch, aber er gelobt, dass sein nächster Eintrag wieder etwas weniger bitter ist. Also, nicht weinen, Kinder, wir müssen noch die vierte Kerze anzünden.
2 Comments:
Na ganz so zynisch ist der Onkel ja auch wieder nicht. In den Weihnachtsballungszentren scheint ja wirklich jeder Noellero einen Hirschfänger vor sich her zu tragen, um nur ja niemandem ausweichen zu müssen. Aber ein Appell ist das nicht, oder? Nieder mit den Weihnachtsmärkten!
Wen haben wir denn hier? Cinesnork, der einen Eintrag zu einem nicht-kinematischen Thema vornimmt! Dazu beschenkst du mich noch mit einem Neologismus! Wenn das nicht weihnachtlich stimmt! Na, "zynisches Arschloch" ist vielleicht ein zu starkes Wort für jemanden, der denkt, er sei über den vorweihnachtlichen Rummel erhaben, und dann doch heimlich seinen Blog als Kübelbecken nutzt. Es ist auch kein Anti-Weihnachts- bzw. Anti-Weihnachtsmarkt-Appell, da ich die üble Laune der Menschen nicht auf die Weihnachtssaison einschränke. Nur ein negativer Kommentar zu alltäglichen Ärgernissen.
Kommentar veröffentlichen
<< Home